Blog: Interkulturelle Kommunikation



Interkulturelle Vielfalt im Studium und der Berufswelt: Wie klappt die Zusammenarbeit mit Leuten aus aller Welt?

In unserer bunten Welt wirst du in deinem Studien- und/oder Arbeitsleben wahrscheinlich früher oder später mit Menschen verschiedener kultureller Hintergründe zu tun haben. Wie du interkulturelles Miteinander gut gestaltest und unsere Tipps wie du eine gute Zeit mit Menschen aus aller Welt haben kannst, gibt es hier.

Meinen Master habe ich in den Niederlanden gemacht. Dort ist die Anzahl an internationalen Studierenden unglaublich hoch. Häufig kam es vor, dass ich in einer Gruppe mit Leuten aus verschiedenen Ländern und Kontinent-übergreifend zusammengearbeitet habe.

Besonders spannend war ein zusätzliches Projekt mit einer internationalen Partneruniversität: verschiedenste Arbeits- und Umgangsweisen prallen in solchen Situationen aufeinander und Kultur hat einen entscheidenden Einfluss darauf. Deshalb haben wir auch direkt zu Beginn des Masters eine Einführung in die Zusammenarbeit mit Menschen unterschiedlicher Herkunft erhalten.

Mit dieser und einigen zusätzlichen Tipps, die ich dir hier heute weitergebe, habe ich soweit alle Herausforderungen in dieser Richtung bewältigen können und eine gute Zeit mit Menschen aus aller Welt gehabt.

Was ist Kultur?

Laut Hofstede (2011) ist Kultur die „kollektive, gedankliche Programmierung, die Mitglieder einer Gruppe von Mitgliedern anderer unterscheidet“. Dazu gehören sowohl materielle Aspekte wie Werkzeuge, Kleidung, Technologie und Essbesteck als auch immaterielle Aspekte wie Symbole, Sprache, Werte und Normen.

Erstere lassen sich noch relativ gut feststellen, aber beim Immateriellen wird es deutlich schwieriger. So ist zum Beispiel bereits beim Thema Sprache längst nicht immer klar, was jemand meint, selbst wenn man die Worte an sich versteht.

Meyer (2015) gibt das Beispiel eines Briten, der sagt, dass ein Vorschlag „very interesting“ ist und damit eigentlich meint, dass er ihn unsinnig findet. Stattdessen wird er in Deutschland als sehr positiv aufgeschlossen verstanden.


Dieses Beispiel zeigt bereits, wie wichtig es sein kann, den kulturellen Hintergrund einer Person zu kennen, um besser mit ihr umgehen zu können. Auch was die Themen Moral (Buchtel et al., 2015), Selbstbild (Markus & Kitayama, 1991) oder sogar kognitive Verarbeitung (Davidoff et al, 2008; Zhu et al., 2007) angeht gibt es große Unterschiede zwischen Kulturen.

So wird beispielsweise in einem Land etwas für nicht sonderlich schlimm empfunden, was in einem anderen ein absolutes No-Go ist (z. B. wenig respektvolles Auftreten gegenüber der Eltern in den USA vs. in China; Buchtel et al., 2015).


Wichtig ist: Kulturen beziehen sich nicht nur auf unterschiedliche Länder – innerhalb von Ländern kann es ebenfalls zu riesigen Unterschieden kommen, was kulturelle Differenzen anbelangt (Gören, 2013). Und sogar zwischen Unternehmen in ein und demselben Land kann es gehörige Unterschiede geben (Stichpunkt: Unternehmenskultur).

Im globalisierten Berufsleben wirst du es bestimmt auch bereits kennen oder noch erleben, dass es gilt, sich ständig auf neue Situationen und Personen aus unterschiedlichen Kulturen einzustellen. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Arbeitgebende Erfahrung mit interkultureller Zusammenarbeit zunehmend als wichtig empfinden, gerade wenn im Job Kreativität oder Problemlösefähigkeiten gefragt sind (Crossman & Clarke, 2010; Leung et al., 2008).

Was kannst du also tun, um besser mit Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenzuarbeiten?

  1. Versuch viel über die Kultur deines Gegenübers im Vorhinein in Erfahrung zu bringen. Dabei können dir generelle Kultur-Modelle wie die von Lewis (2010; s. unten) und Hofstede (2011) helfen und natürlich gibt es für zahlreiche Länder passende Lektüre. Berardo und Deardorff (2012) haben außerdem eine Handlungsanleitung für den Umgang mit verschiedenen Kulturtypen.
  2. Mach dir bewusst, dass es anfangs zu Schwierigkeiten oder auch besonders zu Missverständnissen in der Kommunikation bzw. in der Verständigung kommen kann. Das ist total normal, wenn auch nicht unbedingt einfach. Sieh es als Lernmöglichkeit und gib dir Zeit, um dich darauf einzustellen/anzupassen.
  3. Vertrau auf Locals. Egal ob im Ausland oder im neuen Unternehmen, Leute, die dort aufgewachsen oder schon lange sind, haben häufig ein besseres Gespür, was eine Situation erfordert. Wenn es angebracht ist, kannst du eine vertraute Person auch direkt darauf ansprechen, was das richtige Verhalten in einer Situation ist. Ansonsten schaue, wie sich andere Personen mit mehr Erfahrungen oder großen internationalen Verständigungsstärke verhalten.
  4. Auch wenn du noch so gut vorbereitet bist wirst du Erfahrungen machen, die von deinen Erwartungen abweichen. Im Endeffekt sind Kultur-Modelle eine Annäherung, aber Individuen sind natürlich genau das: individuell unterschiedlich. Also sei bereit, dich immer neu auf dein Gegenüber einzustellen ob in deiner eigenen Kultur in deinem eigenen Land oder international ;-)
  5. Learning by Doing: Trau dich in neue und unbekannte Situationen. Arbeite mit verschiedensten Leuten zusammen. Und vor allem: Behalte deinen Humor auch wenn es nicht immer perfekt läuft.

Das Lewis-Modell

Das Lewis-Modell ist eine grobe Anordnung von Ländern entlang von drei Achsen: Linearaktiv, multiaktiv und reaktiv.

Personen aus linearaktiven Kulturen sind tendenziell sehr task-orientiert (aufgabenorientiert). Sie sind häufig hochorganisierte Planende, die Dinge gerne zügig und eins nach dem anderen fertigstellen möchten. Argumente sind vor allem logisch und Regeln müssen befolgt werden. Menschen, die diesem Typ Kultur zugeordnet werden sind zudem eher sehr sach- und inhaltsbezogen und nutzen Körpersprache nur wenig.

Personen aus multiaktiven Kulturen sind vor allem emotional, redebereit und impulsiv. Familie, Gefühle und Beziehungen stehen deutlich im Lebensfokus und vor irgendwelchen Plänen und mehrere Dinge gleichzeitig zu tun ist oft die Norm. Bei Plänen wird tendenziell nur eine grobe Richtung vorgegeben und der Rest wird improvisiert. Gefühle werden stark nach außen hin gezeigt.

Personen aus reaktiven Kulturen sind eher zurückhaltend und höflich. Sie gelten als aufmerksame Zuhörende, die weniger aktiv in Aktion oder Diskussionen (auf-)treten. Stattdessen reagieren sie vor allem auf das Gegenüber und bilden sich so ihre Meinung. Harmonie und der Wunsch allen Beteiligten Scham und Schande zu vermeiden und so das Gesicht zu wahren sind hier zentral verankert.

Eine Übersicht, wo bestimmte Länder tendenziell anzusiedeln sind, findest du hier.

Bitte beachte: Natürlich können Menschen generell einen Mix an linearaktiven, reaktiven und multiaktiven Elementen nutzen, um zu kommunizieren. Zudem kommt es auch auf die Situation an. Unter verschiedenen Umständen und mit verschiedenen Kommunikationspartner:innen handeln Menschen unterschiedlich. Wie andere Modelle auch ist das Lewis-Modell eine Erklärungshilfe und entspricht nicht immer der Realität. Bitte bleib‘ weiterhin offen in der oft überraschenden realen Begegnung mit Menschen.

Die Welt ist bunt und früher oder später wirst du es wahrscheinlich in deinem Studien- und/oder Arbeitsleben mit Menschen verschiedener kultureller Hintergründe zu tun haben. Sei dir bewusst, dass dies zu Missverständnissen und Komplexität in der Kommunikation führen kann und bereite dich darauf vor.

Wenn du kontinuierlich an deinen interkulturellen Fähigkeiten arbeitest, werden sich für dich vermutlich spannende Türen öffnen, gerade weil Skills in diese Richtung heutzutage sehr in der bunten und sich wandelnden Berufswelt gefragt sind. Um mehr darüber zu erfahren, wie happy2learn dich bei deinem Berufsglück unterstützen kann, kontaktiere uns gerne hier.

Simon Büschges
Über den Autor

Hey, ich bin Simon! Als Teil des happy2learn-Kernteams arbeite ich an allen Themen, die mit Strategie, Psychologie, Educational Technology und Design zu tun haben. Studiert habe ich Arbeits- und Organisationspsychologie (M.Sc.) und gearbeitet habe ich bereits in der Studienberatung und im HR-Bereich. Das Thema interkulturelle Kommunikation interessiert mich besonders. Ich habe bislang in unterschiedlichen Ländern gelebt und studiert und auch im Arbeitsumfeld viel Erfahrung darin gesammelt, mit Leuten aus aller Welt zusammenzuarbeiten. Seit 2020 halte ich außerdem Vorträge und leite Kurse zu diesem Thema mit Teilnehmenden weltweit.

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Literaturverzeichnis:

  • Berardo, K., & Deardorff, D. K.: Building Cultural Competence: Innovative Activities and Models, 2012.
  • Lewis, R. D.: When Cultures Collide, 2010.
  • Markus, H. R., & Kitayama, S.: Culture and the self: Implications for cognition, emotion, and motivation. Psychological Review, 98, 1991.


Für vollständige Literaturangaben kannst du uns hier kontaktieren.