Lernen lernen mit happy2learn
Wie lerne ich erfolgreich für eine Prüfung?
2. Practice makes perfect – Wie feiere ich Lernerfolge mit Practice Testing?
Lesezeit: 6 min.
Autorin: Vivian Schmiedecke
In diesem Artikel liest/lernst du …
… inwiefern ich Practice Testing ganz automatisch beim Lernen angewandt habe.
…welche lerntheoretischen Überlegungen hinter Practice Testing liegen und warum es häufig als besonders effektive Methode gesehen wird
… wie und für welche Thematiken du Practice Testing am besten anwenden kannst.
“Practice makes perfect – I´m still tryna learn it.”
Kommt dir das bekannt vor? Dann kennst du vielleicht das Lied „New Rules“ von Dua Lipa, welches ab und an im Radio dudelt. Um die im Englischen häufig verwendete Phrase soll es heute hier gehen. An diesem Spruch ist nämlich sehr viel Wahres dran.
Dua Lipa gibt aber auch zu, dass sie diese Technik noch nicht immer geschickt und sinnvoll einsetzen kann – auch wenn vielleicht bei ihr damit weniger der Studienkontext gemeint ist. Trotz dessen hören sowohl die Forschung als auch ich häufiger ähnliche Bemerkungen unter Studierenden. Warum dennoch die Technik des Practice Testing sehr relevant und effektiv ist, möchte ich dir heute in diesem Blogpost aufzeigen.
Meine Lerntechnik, die mir besonders im 1. und 2. Semester sehr geholfen hat, kann ich grob als: Üben, Üben, Üben bezeichnen. Sprichwörter wie: es ist noch keine Meister/in vom Himmel gefallen oder Übung macht den/die Meister:in würde natürlich auch passen. Ich selbst habe dies häufig schon automatisch angewandt, bevor ich mich für diesen Blogpost näher in die Lerntechnik eingelesen habe.
Kurz vor Klausuren oder dem Abitur habe ich sehr gern die berühmt-berüchtigten Probeklausuren oder Abiture aus den vergangenen Jahren durchgearbeitet. Es hat sich einfach gut angefühlt, wenn man einen Großteil der Aufgaben lösen konnte und wusste, dass, wenn es ernst wird, man es schon einmal geschafft hat!
Practice Testung kann man eigentlich grob als „Üben, Üben, Üben“ bezeichnen.
Das kannst Du Dir auch gut wieder durch die Musik-Metapher vor Augen führen. Wenn ich wie Dua Lipa singen möchte, übe ich in der Regel täglich und nehme Gesangsstunden oder singe alle ihre Songs mit und höre mir ihre Musik nicht nur an. Zumal das Musikhören natürlich auch schön ist…
Selbstvortragen und Selbstvorsprechen der Klausurthemen kann ich übrigens auch sehr empfehlen. Nicht, weil meine Stimme und Eloquenz mich so vom Hocker hauen, sondern weil ich mir dadurch beweise, dass ich die Themen verstanden habe und erklären kann. Abermals habe ich somit durch das Üben, Üben, Üben, die Gewissheit, das Gelernte – wenn du so willst – „im Ernstfall abliefern zu können“.
Nun haben wir genug von mir aus Studentinnen-Perspektive gehört. Und ich frag‘ mich: wie sieht es denn mit Lerntechniken eigentlich in der Wissenschaft aus? Wird mein Lernen als effektiv betrachtet?
Spannenderweise und zu meinem Glück empfiehlt auch die Wissenschaft jegliches Üben, Üben, Üben
Gleich einmal vorab: Der Psychologe John Dunlosky zählt diese Strategie zu einer der effizientesten und empfehlenswertesten Methoden in der Lernforschung. Indem man Practice Testing betreibt, bereitet man sich sehr realistisch auf den großen Tag der Prüfung vor. Natürlich sollte die Note nicht das einzige Kriterium für deinen Lernerfolg sein, aber es ist doch auch nicht allzu schlecht zu wissen, dass Schüler:innen, die Practice Testing anwenden, durchschnittlich auch bessere Zensuren schreiben.
Auch hat die Wissenschaft bewiesen, dass das Langzeitgedächtnis gefördert wird, wenn du versuchst, Dinge explizit abzurufen, anstatt dir nur immer wieder deine Notizen durchzulesen.
Die praktische Vorbereitung kann in unterschiedlichsten Methoden erfolgen. Du kannst Altklausuren schreiben, dir selbst einen Test zusammenstellen, dich von Freund:innen abfragen lassen, einen Essay über das Thema schreiben oder dir eine Thema selbst erklären.
Du hast bestimmt schon häufig gehört, dass Lernen mit allen Sinnen förderlich für unsere grauen Zellen und deinen Lernfortschritt ist. Das kannst du beim Practice Learning auch gleich mitbedienen. Beispielsweise bei Selbstvorträgen bindest du zusätzlich noch deine Ohren mit ein. Hier bietet sich dir zugleich eine wunderbare Abwechslung zum Ausfüllen von Probeklausuren.
Beim Erstellen von eigenen Klausuren schmeißt man obendrein noch die eigene Kreativität an, was ebenfalls für Motivation beim und Spaß am Lernen sorgt.
Schlussendlich bleibt es Geschmackssache, wie du es am liebsten hast. Natürlich ist eine bunte Mischung nie verkehrt – dann bleibt auch noch eine gewisse Spannung beim meist monoton werdenden Lernen erhalten. Empfohlen wird aber, sich so schnell wie möglich abzufragen oder sich an einem zufälligen Zeitpunkt am Tag mit einem zu lernenden Konzept zu testen. Für Letzteres eignen sich zum Beispiel das Warten auf den Bus oder Bahnfahrten.
Eine Einschränkung für die Pratice Testing-Technik gibt es aber noch: Multiple-Choice-(Alt)klausuren, bei denen dir nur die richtige Antwort ins Auge springen muss, sind eindeutig weniger sinnvoll zum eigenen Abfragen und Prüfen als das Beantworten von offenen Fragen oder Selbstverfassen von kleinen Essays. Multiple-Choice-Fragen erfordert nämlich viel mehr Arbeit und Erinnerungsleistung von deinen kleinen grauen Zellen.
Und noch eine kleine Sache: Wir Menschen wollen natürlich gern Fehler vermeiden und Erfolge feiern. Dennoch gilt: Betrüge dich nicht selbst beim Abfragen. Wenn du nur kurz auf die Notizen schmulst, um dann zu denken: „Klar, das wollte ich doch gerade sagen.“, ist niemandem geholfen. Um dies zu verhindern, empfiehlt es sich, die Notizen abzudecken, die eigenen Antworten dann schriftlich festzuhalten und anschließend schwarz auf weiß zu prüfen, wie viel du von den Inhalten selbst noch wusstest.
Ein weiterer wichtiger – wenn auch indirekter – Effekt von Practice Testing ist, dass Du durch das Abfragen / dein Selbst-Abfragen darin unterstützt wirst zu entscheiden, welche Themen Dir weniger liegen und weiter geübt werden sollten. Durch die von mir schon beschriebenen Selbstvorträge kannst du dich beispielsweise ideal selbst kontrollieren und schauen, wo in den eigenen Erklärungen noch etwas fehlt.
Dieses indirekte Feedback, welches Du dadurch erhält, kannst du dir dann zum Beispiel in einer Art Ampelsystem übersetzen (ein konkreterer Blogpost folgt). Die Themen, bei denen der eigene Vortrag einem noch ein bisschen in den Ohren weh tut, bekommen einen roten Kreis. Lernthemen wo du am liebsten noch mal nachschauen willst und dich fühlst als liest du einen Lückentext vor, bekommen das Orangene-Ampellicht. Konzepte, die aus dem eigenen Mund wie eine Rede von Barack Obama klingen, kannst du getrost fett grün markieren.
Was macht mein Lernen jetzt also langfristig erfolgreich? Practice Testing als langfristiger Erfolgsgarant
Nun da wir die ganze Theorie durchgeklopft haben, wollen wir uns doch noch kurz der direkten praktischen Anwendung widmen. Dafür nehmen wir unseren Kompass – die 4-Felder-Tafel – vor und versuchen, Practice Testing dort einzuordnen.
Im Falle der Dimension der Zeit lässt sich keine genaue Aussage, aber dennoch eine gewisse Tendenz, festhalten. Natürlich könntest du auch in der Nacht vor der Klausur noch 10 Probeklausuren durchackern oder dich stundenlang mit der Lerngruppe treffen, aber inwiefern dies sinnvoll und wenig stressreich möglich ist, bleibt debattierbar. Zumal du, um dich selbst testen zu können, schon etwas zu dem Thema gelernt und verstanden haben musst.
Eher schon eignet sich Practice Testing für mittel- und langfristige Vorbereitung.
Du kannst dir sehr gut explizit Zeiten in deinem Lernplan reservieren, um dich nach dem Lernen der Theorie praktisch zu prüfen. Dabei kannst du dann – wie bereits beschrieben – feststellen, wo es noch hapert und dir diese Themen stärker vornehmen. Kurz vor der Klausur wäre dann ein Querbeet-Abfragen und -Testen zu empfehlen, um dir nochmals alle Inhalte in deinen Kopf zu rufen.
Bezüglich der zweiten Dimension gibt es gute Neuigkeiten: Practice Testing ist äußert flexibel und lässt sich auf nahezu Alles anwenden. Sowohl unzählbar anmutende Jahreszahlen zum Auswendiglernen in Geschichte als auch komplexe Prozesse in den Naturwissenschaften, welche grundsätzliches Verständnis erfordern, lassen sich effektiv mit Selbstvorträgen oder Probeprüfungen üben. Probier´ es doch einfach mal aus!
Lasst uns ein Fazit ziehen
Nun hoffe ich, dass du immer, wenn du Dua Lipa hörst, etwas den Text abwandelst und singst: „Practice makes perfect, I´ve already learned und successfully used it.” Alles, was du dazu brauchst, habe ich dir in diesem Blogpost aufgezeigt. Sowohl von meinen eigenen Erfahrungen als auch von fundierter Lernforschung kannst du dir gut abgucken, wie Practice Testing dein Lernen erfolgreich und abwechslungsreich werden lassen kann. Dank dem Einordnen in die zwei Dimensionen weißt du nun auch, wann du diese Methode am sinnvollsten einsetzen kannst. Damit bleibt mir nur noch zu sagen: Viel Erfolg und bis zur nächsten Lerntechnik!
Du weißt nicht genau, wie du mit dem Practice Testing anfangen sollst? Du wünschst dir professionelle Anleitung und Unterstützung? Oder du möchtest, dass wir unsere Tipps und Tricks an deiner Uni weiterverbreiten? Dann kontaktiere uns für 1-zu-1-Beratung oder flexible Workshops unter: info@happy2learn.de
Über die Autorin
Ich bin Vivian und studiere Psychologie. Bei happy2learn habe ich als Praktikantin im Sommer und Herbst gearbeitet. Hierbei konnte ich mein eigenes Projekt – diesen Blog – starten und umsetzen. Während meiner Zeit bei happy2learn habe ich gemerkt, dass mir nicht nur die Recherche von Inhalten sondern auch deren Vermittlung durch interessante und verständliche Artikel liegt und viel Freude bereitet. Dabei ist meine große Motivation, das Wirrwarr der vielen Informationen zu Studium und Beruf bündig und übersichtlich darzustellen, um dich in deinem Alltag durch Tipps und Tricks aus der Wissenschaft zu unterstützen und happy zu machen.
Literaturverzeichnis:
John Dunlosky: Strengthening the Students Toolbox. Study Strategies to Boost Learning. American Educator, 2013. Online unter: https://www.aft.org/default/files/periodicals/dunlosky.pdf (Zugriff: 24.09.21)
Für vollständige Literaturangaben kannst du uns hier kontaktieren.
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