Blog: Zielsetzung



Erfolgreich und glücklich Ziele erreichen – wie man Ziele effektiv formuliert

Wer kennt das nicht, gerade zum Frühlingsanfang ist die Arbeit im Büro oder am Computer, neben dem schönen Wetter, eine echte „Motivations-Herausforderung“. Eine Runde in der Sonne entspannen oder im Zimmer sitzen und den Computer anstarren? Es gibt viele Gründe für eine schnelle Ablenkung, manchmal liegt es an mangelnder Motivation oder auch an einem emotionalen Ungleichgewicht und anderen Ablenkungsfaktoren (Bornemann, 2022). Gerade zu Zeiten der Pandemie steigt die Anzahl von Distraktoren in der Arbeitswelt noch mehr. HomeOffice und Vorlesungen am Computer vereinfachen zudem den Zugang zu schnellen online Ablenkungsmöglichkeiten. Mal eben noch die Nachrichten checken oder die Angebote beim Lieblingsladen durchstöbern, eventuell ruft auch die Freundin spontan an… So schnell lässt sich der Arbeitsalltag im privaten Umfeld durchqueren. Da ist es logisch, dass es uns immer schwerer fällt fokussiert und selbstreguliert zu arbeiten und unseren inneren „Schweinehund“ im Griff zu behalten.

Zu Beginn ist die Motivation noch voll da, neu gesteckte Ziele erscheinen machbar und man ist voller guter Dinge, dass man zum Beispiel seine Neujahrsvorsätze bis zum Ende des Jahres durchzieht. Ein Jahr vegan, kein Problem, aber schon nach den ersten Monaten lässt die Motivation bei vielen Menschen nach. Laut Motivationsforschung, lässt sich dies auf mangelnde Zielsetzung und fehlende Selbstregulation zurückführen (Kanfer & Kanfer, 1991, S. 289-290). Wie kann man nun aber daran arbeiten, dass man seine Ziele weiterhin mit hoher Motivation verfolgt? Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Selbstregulation. Selbstregulierende Prozesse mit hoher Qualität können helfen, dass es erst gar nicht zu einer Motivationsflaute kommt (Zimmerman, 2002, S. 66). Typische Probleme der Selbstregulation sind zum Beispiel eine richtige Zielsetzung und Handlungsplanung (Zimmerman, 2002, S. 64-66).


Unter Selbstregulation wird die Fähigkeit verstanden, seine eigenen Emotionen, Gedanken und sein Verhalten so zu kontrollieren, dass man seine persönlichen Ziele erreichen kann (Perels et al., 2020, S. 46; Lohaus & Glüer, 2019). Ein Lernen ohne Selbstregulation ist nicht möglich. Gerade im Studium wird viel Selbstregulation vorausgesetzt, da sich Studierende in dem Universitätskontext viel freier ihre Lernstrukturen setzen können und auch müssen, als in der Schule. Auch im Berufsalltag ist eine gut ausgeprägte Selbstregulation nützlich, da es auch hier viele Projekte gibt, welche man selbstständig bearbeiten muss (Nückles & Wittwer, 2014, S.236). Die Schwierigkeit der Selbstregulation liegt darin, dass das Individuum sich nicht ausschließlich auf sein persönliches Wissen und seine Fähigkeiten beruhen kann, sondern, dass es auch Prozesse wie Selbstwahrnehmung, Selbstmotivation und effektives Anwenden von Strategien beherrschen muss. Das Gute an der Selbstregulation ist, dass man sie lernen und auch im Laufe des Lebens verbessern kann (Zimmerman, 2002, S. 66).

So ist auch eine Verbesserung der eigenen Zielsetzung möglich. Wie genau man seine eigenen Ziele effektiv formulieren kann, werde ich nun anhand der Zielsetzungstheorie nach Locke und Latham beantworten.


Die beiden Psychologen haben die Hypothesen aufgestellt, dass ein erfolgsversprechendes Ziel zum einen Genau und zum anderen einen gewissen Schwierigkeitsgrad erfüllen muss. Präzise, spezifische Ziele mit einer gewissen Herausforderung, führen zur besseren Leistung, als Ziele mit allgemeinen, vagen Formulierungen und mittleren bis leichten Ansprüchen (Locke & Latham, 1991).

Was genau ist das Problem an vagen Zielformulierungen?

Wenn man seine Ziele nicht spezifisch genug formuliert, kann man sein Arbeitslevel beliebig anpassen. Eine Messvariable, ob das Ziel erreicht wurde, ist schwierig festzulegen. Eine Studie von Mento, Locke und Klein (1990), in der sich die Probanden das Ziel: „Versuche dein Bestes.“ setzten, zeigt, dass Probanden mit vagen Zielen, nicht ihren maximalen Einsatz aufbringen. Das liegt an der Mehrdeutigkeit von „dein Bestes“. Wenn das Ziel genauer formuliert wird, gibt es keinen Interpretationsspielraum. Entweder das Ziel wurde erreicht oder nicht. Hierbei ist eine effektive Arbeitsweise relevant. Je spezifischer das Ziel gestellt ist, desto einfacher ist es auch für das Individuum seine Aufmerksamkeit auf eine erfolgreiche Zielerreichung zu legen.

Ein erhöhter Schwierigkeitsgrad fördert zudem die Leistung. Der Mensch passt sich an das angestrebte Arbeitslevel an. Das heißt, dass bei einem schwierigen Ziel mehr Einsatz benötigt ist. Hierbei darf man seine eigenen Fähigkeiten nicht überschätzen, da es ansonsten zu mehr Misserfolgen kommt, welches die Selbstwirksamkeit schwächen kann, damit ist die eigene Überzeugung seiner selbst gemeint. Wichtig zu beachten ist, dass wenn Locke und Latham von der Zielschwierigkeit reden, sie damit nicht den Schwierigkeitsgrad einer spezifischen Aufgabe meinen, sondern die Herausforderung, die das Ziel selbst darstellt. So kann man sich zum Beispiel, wenn man normalerweise nur einmal die Woche laufen geht, das Ziel setzten fortläufig dreimal die Woche laufen zu gehen. Die Aufgabe selbst hat sich damit nicht erschwert, aber die Zielherausforderung ist, mit dem Anstieg der Häufigkeit des Laufens, gestiegen. Wenn die Aufgabe nämlich zu schwer ist, kommt es eher zur Motivations- und Leistungsabnahme, welches nicht förderlich ist, für eine erfolgreiche Zielerreichung.

Des Weiteren kann man eine positive Zielerreichung unterstützen, indem man sich Ziele setzt, die zur eigenen Persönlichkeit passen. Je näher ein Ziel an der eigenen Persönlichkeit liegt, desto leichter und erfolgreicher ist die Umsetzung. Außerdem können Ziele sowohl aufgabenspezifisch, als auch abstrakt, über das Leben verteilt, sein. Hierbei ist es wichtig, dass sich beide Zielarten im Gleichgewicht befinden. Distale Ziele, weiter entfernte Ziele oder auch allgemeine Lebensziele, schaffen einen Ausgleich zu den proximalen, naheliegenden, Zielen (Schippers et al., 2020). Wenn man im Moment also gerade ein proximales Ziel bearbeitet, welches einem nicht viel Spaß macht, kann ein übergeordnetes Ziel dabei helfen die Motivation zu halten und „am Ball zu bleiben“. Bei vielen Psychologiestudenten ist es zum Beispiel das Fach: Statistik, was nicht als das Lieblingsfach betitelt wird. Die Aussicht des Bachelorabschlusses hilft hierbei jedoch fokussiert für die Klausuren zu lernen.


Proximale Ziele sind aber auch für die Motivationsregulation wichtig, da distale Ziele nicht als Motivation im hier und jetzt dienen. Die mentale Vorstellungskraft, was die Zielerreichung für Vorteile und Konsequenzen hat, ist bei distalen Zielen eine Voraussetzung. Setzt man sich eigene proximale Ziele, steigert sich die Motivation und die „Zwischenziele“ helfen Aktionen proaktiv zu planen (Bandura, 1991). Außerdem erhöht sich bei Schülern mit spezifischen und proximalen Zielen die Leistung und Selbstwirksamkeit (Zimmerman, 2002, S. 65). Proximale Ziele sind quasi kleine Zwischenziele, die dem Lernenden helfen seine Handlungsschritte zu beobachten. Nach Stock und Cervon (1990) sind proximale Ziele sehr effektive Selbstregulatoren, die die Leistung beeinflussen. Mit jedem erreichten Zwischenziel steigert sich die Selbstwirksamkeit und auch das Endresultat wird als positiver wahrgenommen, da die Person ihren Weg zum Ziel rückwirkend beobachten kann. Es hilft hierbei den Fokus mehr auf den Wissenszuwachs zu lenken, als seinen Erfolg lediglich am Erreichen des Ziels zu messen (Bandura, 1991, S. 263). Hier trifft das Sprichwort: „Der Weg ist das Ziel“ zu.

Was sollte man nun also vor der Zielumsetzung beachten?

Wähle Ziele, die zu Deinen Werten und Vorstellungen passen. Wenn Du Deine Ziele formulierst, mach es Dir nicht zu einfach und formuliere das Ziel so genau wie möglich. Anstelle von: „Ich gehe diese Woche schwimmen.“, formuliere es lieber so: „Ich gehe diese Woche, am Mittwoch um 14:00 bis 16:00, schwimmen.“. Eine gute Planung vor der Zielumsetzung ist essenziel, um das angestrebte Ziel erfolgreich zu erreichen. Schreibe Dir dazu Deine Ziele am besten auf und teile sie mit Deinen Mitmenschen. Seine Ziele anderen Menschen mitzuteilen stellt eine soziale Kontrolle dar. Diese soll Dich aber nicht zu sehr unter Druck setzen, sondern Dich lediglich dabei unterstützen diesen „Schweinehund“ im Zaum zu halten ;-) Viel Spaß bei Deiner Zielumsetzung.

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Alisha Hellmuth
Über die Autorin

Hey, ich bin Alisha und gerade studiere ich Psychologie im 6. Semester. Ich bin kreativ und wissbegierig. Am liebsten arbeite ich in einem Arbeitsumfeld, in dem ich meine Kreativität mit theoretischem Input verknüpfen kann. Diesen dann mit anderen Menschen zu Teilen und auch von ihnen lernen zu dürfen, finde ich faszinierend. Derzeit mache ich ein Praktikum bei happy2learn und freue mich, mein kreativ geformtes Wissen mit einzubringen.

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Literaturverzeichnis:

  • Locke, G. P., & Latham, E. A.: Self-Regulation through Goal-Setting, 1991.
  • Zimmerman, B. J.: Becoming a Self-Regulated Learner: An Overview, 2002.


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